Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch Gluten ausgelöst wird. Sie tritt bei genetisch prädisponierten Personen auf und führt zu einer lebenslangen Enteropathie. Es handelt sich somit nicht um eine Allergie. Das Autoantigen bei der Zöliakie ist die Gewebstransglutaminase des Dünndarms im Komplex mit dem über die Nahrung aufgenommenen Gluten. Da nur die HLA-Moleküle DQ2, DQ7 oder DQ8 das Gluten binden und dem Immunsystem präsentieren können, können auch nur Träger dieser HLA-Merkmale erkranken. Die Erkrankung ist mit einer Prävalenz von 1:200 bis 1:500 nicht selten.
Nahezu alle Zöliakie-Patienten (99 %) tragen eines der HLAMerkmale DQ2, DQ8 oder DQ7. Nachweislich können nur diese HLA-Moleküle die Gliadinpeptide präsentieren. Somit ist es nahezu unmöglich, eine Zöliakie zu entwickeln, wenn man nicht eines der genannten HLA-Merkmale besitzt. Die Untersuchung auf HLA-DQ2/DQ7/DQ8 ist daher ausgesprochen wichtig für den Ausschluss einer Zöliakie.
Bestimmte, vor allem autoimmune Erkrankungen, sind sehr eng mit der Zöliakie assoziiert. Bei gleichzeitigem Auftreten ist die Zöliakie oftmals asymptomatisch.
Pathophysiologisch handelt es sich bei der Zöliakie um einen genetisch determinierten, T-Zell-vermittelten, chronisch- entzündlichen autoimmunen Prozess, der gegen das Dünndarmgewebe gerichtet ist. Somit umfasst das diagnostische Spektrum serologische, genetische und histologische Untersuchungen.
Serologische Laboruntersuchungen haben einen hohen Stellenwert. Sehr sensitive serologische Antikörpernachweise ermöglichen nicht nur die Diagnose der Zöliakie, sondern eignen sich darüber hinaus auch zur Verlaufskontrolle. Folgende Antikörperbestimmungen stehen zur Verfügung:
Endomysium- und Transglutaminase-IgA-Ak sind sehr spezifische Marker für das Vorliegen einer Zöliakie und mit der Kombination dieser zwei Assays lässt sich eine hohe Sensitivität (~100 %) und Spezifität (~100 %) in der Zöliakie-Diagnostik erreichen.
Daran sollte gedacht werden:
Die HLA-Merkmale DQ2, DQ7 und DQ8 sind eine zwingende Voraussetzung für eine Zöliakie, 100 % der Zöliakie-Patienten tragen eines dieser HLA-Merkmale. Das Auftreten einer Zöliakie ist unmöglich bei Patienten, die diese HLA-Merkmale nicht tragen. Die HLA-Bestimmung wird nicht durch Diätmaßnahmen beeinflusst.
Die Erkenntnis, dass die Zöliakie die am stärksten HLAassoziierte Erkrankung ist, hat 2012 zu einer neuen Leitlinie der ESPGHAN (Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung) und 2014 zu einer S2k-Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen geführt. Die Leitlinien haben die HLA-Untersuchung als neuen diagnostischen Parameter aufgenommen. Bei den empfohlenen diagnostischen Algorithmen unterscheiden die Leitlinien zwischen:
Neu ist, dass bei Zöliakie-symptomatischen Patienten die Zöliakiediagnose auch ohne Biopsie gestellt werden kann, wenn neben einer klassischen (gastrointestinalen) Klinik und deutlich positiven serologischen Befunden eines der HLA-Merkmale DQ2/ DQ7/DQ8 vorliegt.
Abb. 1 Diagnostisches Vorgehen bei klinischem Verdacht auf Zöliakie nach den ESPGHAN-Kriterien 2012 und der S2k-Leitlinie 2014
Bei Patienten mit erhöhtem Zöliakie-Risiko aufgrund der zuvor genannten Erkrankungen und bei Verwandten ersten Grades von Zöliakie-Erkrankten sollte das Screening mit der HLA-Bestimmung beginnen, da bei einem negativen HLA-Ergebnis die regelmäßigen Screenings auf die Antikörper nicht mehr notwendig sind. Bei HLA-DQ2/7/8-Positivität sollten alle zwei bis drei Jahre die Transglutaminase-IgA-Ak bestimmt werden.
Abb. 2 Diagnostisches Vorgehen bei asymptomatischen Zöliakie-Risikopatienten nach den ESPGHAN-Kriterien 2012 und der S2k-Leitlinie 2014
Serologie: 5 ml Serum
HLA-Genotypisierung: 2 ml EDTA-Blut
Anforderung: HLA bei Verdacht auf Zöliakie. Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann per Postversand erfolgen. Für die genetische Untersuchung benötigen wir die Einverständniserklärung des Patienten. Das Blutentnahme- und Versandmaterial wird vom Labor kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Eine Abrechnung im kassen- und privatärztlichen Bereich ist gegeben.
Zu diesem Thema steht Ihnen in unserem Videoarchiv ein Übersichtsvortrag zur Verfügung. Der Zugang ist ohne Anmeldung und kostenfrei möglich.