In der Endodontie verwendete Werkstoffe zur Wurzelkanalfüllung dienen dem Zweck, den aufbereiteten Wurzelkanal zu desinfizieren und zu verschließen, um eine Infektion bzw. Reinfektion zu vermeiden.
Als Werkstoffe zur Wurzelkanalbehandlung dienen Stifte (v. a. Guttapercha-Stifte) und Sealer. Die Sealer werden entsprechend ihrer Zusammensetzung in verschiedene Gruppen unterteilt: Zinkoxid-Eugenolpräparate, PolyketonPräparate, Epoxy-Kunststoffe, Glasionomer-Zemente und Calciumhydroxid-Präparate.
Nahezu alle verwendeten Wurzelfüllmaterialien enthalten potente allergene Substanzen. Neben Guttapercha sind hier u. a. Eugenol, Bisphenoldiglycidylether, Perubalsam, Kolophonium, Paraformaldehyd, Silber oder Epoxidhadharze zu nennen, auf die sowohl zellulär vermittelte Typ IV-Sensibilisierungen als auch (seltener) IgE-vermittelte Typ I-Allergien auftreten. Obwohl das sensibilisierende Potential dieser Substanzen unbestritten ist, wurde bis heute die klinische Bedeutung allergischer Reaktionen auf Sealer-Bestandteile kaum in Studien untersucht.
Da auf Grund der fehlenden Vitalität der betroffenen Zähne oft keine auf den Zahn zu lokalisierenden Schmerzen auftreten, wird der Problematik in der Praxis oft wenig Beachtung geschenkt. Im Röntgenbild werden Entzündungsherde im Bereich des Kiefers in der Regel erst erkannt, wenn sie mit einem Knochenabbau einhergehen. Die mit einer Immunreaktion auf die oben aufgeführten allergenen Bestandteile einhergehenden Beschwerden können aber auch an der Mundschleimhaut auftreten oder sich als kaum ursächlich zu lokalisierende Schmerzphänomene wie Zungenbrennen oder Neuralgien äußern. Auf Grund der mit einer Lokalreaktion häufig einhergehenden systemischen Entzündung kann auch ein »stiller« Lokalherd ein Trigger für systemische Entzündungserkrankungen sein.
Da es sich um dauerhaft in den Körper eingebrachte Materialien handelt, sollte dieser Problematik vor allem präventiv mehr Beachtung geschenkt werden. Solange derart allergisierende Materialien verwendet werden, ist eine präventive Testung auf eine allergische Sensibilisierung zu empfehlen. In Kenntnis der beim Patienten bestehenden individuellen Sensibilisierungen lassen sich nahezu immer Materialien finden, die für ihn verträglich sind. Dafür können im Sicherheitsdatenblatt die Inhaltsstoffe der in der Praxis verwendeten Produkte nachgelesen werden. Aus Gründen der Produktneutralität verzichten wir an dieser Stelle auf die detaillierte Darstellung einzelner Materialien, stehen jedoch für Nachfragen zur Verfügung.
Im Lymphozytentransformationstest (LTT) werden folgende, je nach Hersteller und Material enthaltene Allergene auf das Vorliegen einer Typ IV-Sensibilisierung untersucht. Dabei empfehlen wir das Profil LTT-Wurzelfüllmaterial (siehe Abb. 1), wobei auf Wunsch auch selektiv auf jedes einzelne aufgeführte Allergen untersucht werden könnte.
Das Profil enthält: Rohguttapercha, Perubalsam, Kolophonium, Terpentinöl, Eugenol, Polydimethylsiloxan (PDMS), Bisphenol A, Epichlorhydrin, Bismutoxid, Silber, Paraformaldehyd, Triethanolamin, Silikonöl und Erdnussöl.
Beim LTT werden die aus einer Blutprobe des Patienten gewonnenen Lymphozyten im Labor mit dem Allergen stimuliert. Wenn der Patient sensibilisiert ist, findet in der Zellkultur eine Zellaktivierung statt, die nach 6 Tagen anhand der Allergen-induzierten Zellteilungsrate quantifiziert wird.
Alternativ kann im LTT auch das native Material also der Guttaperchastift oder eine Probe des Sealers untersucht werden. Die gebräuchlichsten Wurzelfüllmaterialien sind dafür im Labor vorrätig. Andernfalls können Materialien zusammen mit der Blutprobe eingesandt werden (2-3 g im ausgehärteten Zustand).
Alternativ kann im LTT auch das native Material, also der Guttaperchastift oder eine Probe des Sealers untersucht werden. Die gebräuchlichsten Wurzelfüllmaterialien sind dafür im Labor vorrätig. Andernfalls können Materialien zusammen mit der Blutprobe eingesandt werden (2-3 g im ausgehärteten Zustand).
Auf viele der o.g. Bestandteile können auch IgE-vermittelte Sensibilisierungen auftreten. Durch die Deponierung im devitalen Gewebe sind zwar unmittelbar auftretende oder gar anaphylaktische Reaktionen sehr unwahrscheinlich, die mit IgE-vermittelten Mastzellaktivierungen einhergehenden chronischen Entzündungen können aber ähnliche Symptome verursachen wie Typ IV-Sensibilisierungen. Der Nachweis von Typ I-Allergien erfolgt mit dem Basophilenaktivierungstest (BAT). Bei diesem Test werden isolierte Blutzellen des Patienten im Labor mit dem Allergen bzw. dem Nativaufschluss eines Materials konfrontiert. Anschließend wird gemessen, ob dieses Allergen eine allergische Reaktion auslöst. Der Messparameter beim BAT sind Sulfidoleukotriene.
Prinzipiell kann auch beim BAT auf die im LTT-Profil (siehe Abb.1) enthaltenen Einzelallergene untersucht werden. Da es wegen der höheren Kosten für die Einzelanalyse im Unterschied zum LTT hier aber keinen kostenreduzierten Profilpreis gibt, erfolgt die Auswahl der zu testenden Allergene beim BAT meist gezielter oder es wird (v. a. bei vorbeugenden Testungen) auf die Nativmaterialtestung zurückgegriffen (siehe Abb. 2).
Abb. 2 Musterbefund BAT
LTT-Profil Wurzelfüllmaterial: 20 ml Heparinblut + 5 ml Serum
LTT auf native Materialien: je Material 5 ml Heparinblut + einmalig 5 ml Serum
BAT: 2 ml Heparinblut je Allergen bzw. Material
Im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen sind Untersuchungen auf zahnärztliche Werkstoffe keine Kassenleistungen. Privatkassen übernehmen bei gegebener Indikation die Kosten.
Die aktuellen Kosten für Selbstzahler entnehmen Sie bitte dem PDF Dokument.
Das Blutentnahmematerial und Laboranforderungsscheine werden vom Labor kostenfrei zur Verfügung gestellt.