Autoimmunerkrankungen der Leber führen aus bisher ungeklärten Ursachen zum Verlust der Selbsttoleranz gegenüber dem hepatozellulären oder cholangiozellulären Gewebe. Prinzipiell kann man drei Krankheitsbilder unterscheiden:
Neben diesen Haupterkrankungen sind einige Overlap-Syndrome, insbesondere zwischen der AIH und PBC bekannt. Die Prävalenz der AIH beträgt ca. 10 - 30/100.000 Einwohner, die der PBC etwa 1,9 - 40/100.000 Einwohner, wobei bei beiden Erkrankungen bevorzugt das weibliche Geschlecht betroffen ist. Die Prävalenz der PSC wird mit ca. 10/100.000 Einwohner angegeben.
Die AIH kann in drei serologisch und klinisch verschiedene Subformen eingeteilt werden. Die klassische autoimmune (lupoide) chronisch aktive Hepatitis (AIH Typ 1) ist durch den Nachweis von anti-nukleären Antikörpern (ANA) und/oder Antikörpern gegen die glatte Muskulatur (smooth muscle antibodies, ASMA, SMA) gekennzeichnet. Hiervon abzugrenzen ist eine zweite Verlaufsform (AIH Typ 2), die durch LKM-1-Antikörper (liver-kidney microsomal antibodies) und LC-1-Antikörper (liver-cytosolic antibodies) charakterisiert ist. Obwohl die dritte Verlaufsform der AIH in der Literatur kontrovers diskutiert wird, da sie sich klinisch und therapeutisch nicht von der AIH Typ 1 unterscheidet, stellt sie mit dem Nachweis von SLA/LP-Antikörpern (soluble liver antigen/ liver pancreas antigen antibodies) eine eigene Entität dar.
ANA
ANA sind neben den ASMA die am häufigsten nachweisbaren Autoantikörper (AAk) bei der AIH Typ 1. Obwohl sie keine Spezifität für die AIH besitzen, zählen sie zu den Klassifikationskriterien der AIH. Sie gelten als Markerantikörper und entsprechend der International Autoimmune Hepatitis Group als Diagnosekriterium AIH Typ 1. ANA und ASMA finden sich bei bis zu 80 % der Patienten mit AIH, wobei ca. 15 % isoliert ANA besitzen.
ASMA
Hohe Titer von ASMA gelten als Markerantikörper und entsprechend der International Autoimmune Hepatitis Group als Diagnosekriterium der AIH Typ 1. Sie sind sehr häufig mit ANA assoziiert, kommen jedoch auch in ca. 35 % der Fälle isoliert vor. Ihre diagnostische Sensitivität beträgt ca. 80 %. Somit schließt ein negativer ASMA-Befund eine AIH nicht vollständig aus. Die Titer korrelieren eingeschränkt mit der Krankheitsaktivität. Meist niedrige Titer werden bei Virusinfektionen, wie infektiöser Mononukleose, chronischer Hepatitis C (8 -10 %), aber auch bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bei PBC (22 %), bei alkohol-induzierten Leberschäden (3 -16 %) und neoplastischen Erkrankungen gefunden. Die Prävalenz bei Gesunden beträgt ca. 5 %. Als relevantes Zielantigen für die AIH-Diagnostik wurde F-Aktin identifiziert.
LKM-1-AAk
LKM-1-Antikörper sind Markerantikörper und entsprechend der International Hepatitis Group ein Diagnosekriterium der AIH Typ 2 mit einer Sensitivität von 90 - 95 % bei (vorzugsweise) jungen Patienten. Gelegentlich werden LKM-1-AAk bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis C-Virusinfektion gefunden (6 -10 %).
LC-1-AAk
LC-1-Antikörper gelten als zweiter Markerantikörper der AIH Typ 2 und sind (hauptsächlich) bei jungen Patienten in ca. 30 - 60 % der Fälle nachweisbar. Sie kommen meistens gleichzeitig mit LKM-1-AAk vor (90 %). LC-1-AAk gelten als weitgehend spezifisch für die AIH Typ 2, wenngleich sie auch in seltenen Fällen bei chronischer Hepatitis C oder AIH Typ 1 nachweisbar sind.
SLA/LP-AAk
SLA/LP-Antikörper gelten als hochspezifisch für die AIH Typ 3. Die diagnostische Sensitivität wird je nach Studie mit 19 - 33 % angegeben. Der prädiktive Wert beträgt nahezu 100 %. SLA/LP-AAk können isoliert (14 – 20 %) oder gemeinsam mit ASMA und/oder ANA auftreten (ca. 30 %). SLA/LPAAk wurden bei Virushepatitiden nicht nachgewiesen.
Die PBC ist eine chronisch-cholestatische Lebererkrankung, die mit Entzündung und Fibrose der Leber einhergeht und hauptsächlich bei Frauen mittleren Alters auftritt. Ohne rechtzeitige Diagnose und adäquate Behandlung kann sich im Verlauf der Erkrankung eine Leberzirrhose entwickeln. Oftmals ist die PBC mit anderen Autoimmunerkrankungen, wie z. B. Sjögren-Syndrom, Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatoider Arthritis oder Zöliakie assoziiert. Diagnostisch wegweisend sind spezifische und frühe Marker-Autoantikörper, zu denen die AMA (M2-AMA) und bestimmte ANA-Typen gehören.
AMA (anti-mitochondriale Antikörper)
AMA gelten als Markerantikörper und zählen zu den drei Diagnosekriterien einer primär biliären Cholangitis (PBC) und sind in ca. 95 % der Fälle nachweisbar. Sie sind vorzugsweise gegen das M2-Antigen gerichtet. Die in der Immunfluoreszenztechnik (IFT) zu beobachtenden AMA sind nicht alle mit der PBC assoziiert. Deshalb sollte einem positiven AMA-IFT-Ergebnis die Bestimmung der hochspezifischen M2-AMA folgen. Allerdings sind M2-AMA auch gelegentlich bei Patienten mit chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nachweisbar. Es wird angenommen, dass diese Patienten ein erhöhtes Risiko haben, zusätzlich zu der Grunderkrankung eine PBC zu entwickeln. AMA besitzen eine prädiktive Bedeutung, da sie der PBC-Manifestation um viele Jahre vorausgehen können.
ANA
Während die AIH und PBC durch typische AAk-Befunde charakterisiert sind, sind bei der PSC keine krankheitsspezifischen AAk bekannt. Die größte Bedeutung kommt den pANCA und aANCA (atypische ANCA) zu, die häufig (bis zu 80 %) bei PSC-Patienten gefunden werden, aber keine beweisenden diagnostischen Marker der PSC sind, da sie als Marker-AAk der ANCA-assoziierten Vaskulitiden gelten. Im Gegensatz zu den pANCA bei Vaskulitiden reagieren diese ANCA allerdings nicht mit dem Autoantigen MPO (Myeloperoxidase).
ANA, ASMA, LKM-AAk, AMA (ggf. M2-AMA), SLA-AAk, pANCA oder »Leber-AAk-Profil«
Serum (1 ml) oder Vollblut
Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann per Postversand erfolgen.
Die Abrechnung im kassen- und privatärztlichen Bereich ist gegeben.
Die Tabelle verdeutlicht nochmals die einzelnen autoimmunen Lebererkrankungen und ihre Assoziation zu bestimmten Autoantikörpern:
Autoantikörper | AIH Typ 1 | AIH Typ 2 | AIH Typ 3 | PBC |
---|---|---|---|---|
ANA | ca. 50 - 80 % | selten | 40 - 50 % | |
ASMA | ca. 80 % | 22 % | ||
LKM-1-AAk | 95 - 100 % | |||
LC-1-AAk | selten | 30 - 60 % | ||
SLA/LP-AAk | 19 - 33 % | |||
M2-AMA | 3 - 6 % | ca. 95 % | ||
Sp100 | sehr selten | sehr selten | sehr selten | 20 - 40 % |
gp210 | sehr selten | sehr selten | sehr selten | bis 45 % |
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