Mit dieser Diagnostikinfo halten Sie nunmehr Teil III unserer Fortsetzungsreihe zur Wirkstoffbestimmung von Psychopharmaka in den Händen. Nach
erfolgen hier Ausführungen zu den Neuroleptika. Zu den klassischen (konventionellen) Neuroleptika zählen u.a. Haloperidol, Flupentixol, Levomepromazin, Chlorprothixen, Melperon, Perazin, Thioridazin, Zuclopenthixol, Fluphenazin. Atypische Neuroleptika sind z.B. Olanzapin, Quetiapin, Risperidon und Ziprasidon.
Neuroleptika dämpfen psychomotorische Erregungszustände und verringern affektive Spannungen, Angst und Trugwahrnehmungen. Neben der neurologischen Wirkung im engeren Sinn besitzen Neuroleptika, eine unterschiedlich stark ausgeprägte sedierende und vegetativ dämpfende Wirkung. Die Wirkung beruht auf der Hemmung von Neurotransmitterrezeptoren, insbesondere von Dopaminrezeptoren. Zusätzlich können Neuroleptika mit Rezeptoren für Serotonin, Acetylcholin, Histamin und Noradrenalin interagieren. Pharmakologisch sind klassi-sche Neuroleptika Antagonisten des Dopamins am D2-(und D3-)Rezeptor. Bei den atypischen Neuroleptika kommt eine Blockade weiterer Rezeptoren hinzu.
Zu den wichtigsten Nebenwirkungen zählen vor allem bei den klassischen Neuroleptika extrapyramidal-motorische Störungen, ferner vegetative und hormonelle Störungen sowie allergische Reaktionen. Zudem kommt es häufig zu unerwünschten psychischen Wirkungen (Antriebslosigkeit, Depressionen). Eine Folge der hemmenden Wirkung der Neuroleptika auf den Überträgerstoff Dopamin ist die Störung der Steuerung von körperlichen Bewegungsabläufen, an denen Dopamin wesentlich beteiligt ist. Die vegetativen Nebenwirkungen beruhen auf der Blockade von Adrenozeptoren und Muscarin-Rezeptoren und einer dadurch verringerten sympathischen und/oder parasympathischen Erregungsübertragung. Hormonelle Störungen treten infolge der Dopaminrezeptorblockade auf. Wichtigste messbare Veränderung ist der Anstieg des Prolaktinspiegels.
Die Metabolisierung der Neuroleptika erfolgt vorrangig hepatisch. Nach Oxidation und Konjugation mit Glukuronsäure werden die wasserlöslichen Metabolite überwiegend renal ausgeschieden.
Medikamente, die die Wirkungen und Nebenwirkungen der Neuroleptika beeinflussen bzw. selbst beeinflusst werden, sind:
Auch für Neuroleptika sind pharmakologisch wirksame Polymorphismen der Medikamentenverstoffwechselung beschrieben. Wir möchten an dieser Stelle auf unsere ausführlichen Ausführungen zur Pharmakogenetik in der Diagnostikinformation Teil I und II (TCA und Benzodiazepine) und die letzte Spalte in den entsprechenden Tabellen verweisen.
Die Bewertung von Wirkstoffspiegeln stellt nicht allein die Einordnung eines gemessenen Wertes in einen therapeutischen Bereich dar. Sie schließt die Beurteilung der eingesetzten Dosis, der Begleittherapien und weiterer Erkrankungen ein. Um die relevanten Informationen zu erhalten, bitten wir Sie deshalb, den speziellen Anforderungsschein für Medikamentenspiegelbestimmungen zu verwenden.
Die allgemeinen Regeln für die Abnahme von Blut für die Medikamentenspiegelbestimmung haben wir ausführlich in der Diagnostikinformation 197 Wirkstoffbestimmung von Psychopharmaka Teil I Tri- und tetracyklische Antidepressiva dargelegt und möchten hier nur darauf verweisen.
Die Wirkspiegelmessung erfolgt mittels Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie (LC-MS/MS). Die Abrechnung der Wirkstoffspiegelbestimmung und der pharmakogenetischen Diagnostik (budgetbefreit) ist im Leistungsspektrum des EBM und der GOÄ enthalten.
Wirkstoffbestimmung:
Serum/Vollblut (Blutentnahme im steady state unmittelbar vor erneuter Medikamenteneinnahme)
Pharmakogenetik:
EDTA-Blut oder Schleimhautabstrich