Der Begriff Dermatomykosen bezeichnet Infektionen der oberflächlichen und subkutanen Hautschichten und der Hautanhangsgebilde zusammen, die durch die drei Pilzgruppen Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze verursacht werden. Die Dermatophytose / Tinea ist eine Pilzinfektion der Haut und ihrer Anhangsgebilde (Nägel und Haare), die durch die Pilzgruppe der Dermatophyten hervorgerufen wird.
Die Labordiagnostik dient der Bestimmung der verursachenden Pilzgattung und -spezies. Dieses Wissen ist notwendig, da:
Die Probengewinnung sollte vor Therapiebeginn bzw. während einer Therapiepause erfolgen (bisherige Behandlung mit Externa beenden bzw.unterbrechen). Abstrichmaterialien sind in der Regel nur für Untersuchungen auf Haut-Candidose geeignet.
Desinfektion: Mykoseverdächtige Herde mit 70 % Ethanol desinfizieren (Reduktion der kontaminierenden Begleitflora). Bei Verdacht auf Candidose keine vorherige Desinfektion!
Materialmenge: Möglichst viel Material einsenden, da Pilze nesterweise auftreten.
Hautmykosen
Tinea corporis, Tinea pedis interdigitalis etplantaris (Fußpilz) etc.
Entnahmehilfe: Skalpell, scharfer Löffel (Abstrichtupfer nur in Ausnahmefällen)
U.-Material: lose anhaftende Auflagerungen und Hautschuppen entfernen und verwerfen, vom Rande des Herdes möglichst viele Schüppchen abschaben (20 - 30 Stück).
Haut-Candidose: intertriginöse Candidose,Balanitis etc.
Entnahmehilfe: Abstrichtupfer
U.-Material: Entnahme von Material durch kräftiges Abreiben des betroffenen Hautareales mit dem Tupfer
Pityriasis versicolor (Malassezia furfur)
Entnahmehilfe: Tesafilm oder Skalpell, scharfer Löffel
U.-Material: vom betroffenen Hautareal ein Tesafilm-Abriss-Präparat anfertigen und auf einen Objektträger kleben
oder: Schuppenmaterial entnehmen (wie oben beschrieben)
Vermerk der Verdachtsdiagnoseauf dem Überweisungsschein (mikroskopische Diagnostik ist i.d.R. ausreichend)
Nagelmykose
Onychomykose, Tinea unguium
Entnahmehilfe: Skalpell, scharfer Löffel, elektrische Nagelfräse, (Schere)
U.-Material: je feinspäniger das Material, desto erfolgreicher die Kulturausbeute.
leicht ablösbare bröcklige Teile entfernen (Nagel ggf. mit Schere kürzen) und verwerfen
Material (Nagelspäne) aus den befallenen Arealen der Nagelplatte (am Übergang vom "kranken" zum "gesunden" Gewebe) abtragen: tiefere Nagelpartien nahe dem Nagelbett und subunguale Hyperkeratosen einbeziehen
Ganze Nägel / Nägelanteile: nicht in Desinfektionslösung einlegen!
weiße superfizielle Onychomykose: Material durch Abkratzen oder Fräsen der weißen Flecken gewinnen
Mykose im Bartbereich
Tinea capitis, Tinea barbae
Entnahmehilfe: Epilationspinzette, Skalpell, (Schere)
U.-Material: Kürzen der Haare mit der Schere auf ca. 3 - 5 mm Länge, abgeschnittene Haare verwerfen
10 - 20 Haarstümpfe mit der Epilationspinzette entnehmen (Haarwurzeln müssen vorhanden sein!) - wenn notwendig Haarstümpfe "ausgraben"
dazu ggf. Kopfschuppen mit dem Skalpell entfernen und einsenden
auffällige Haare bevorzugen: z. B. grau / entfärbt, glanzlos / weißliche Hülle, abgebrochen.
Auf dem Überweisungsschein bitte vermerken:
Untersuchungsauftrag: "Dermatophyten"
Beinhaltet im erweiterten Sinne:
Für Hautschuppen, Haare, Nagelmaterial:
Für Abstriche (bei V. a. Candidose)
Gefäß mit dem Namen des Patienten oder Barcode beschriften.
Lagerung bis zum Transport bei Raumtemperatur.
Autoren: Dr. med Katrin Schulz, Brigitte Schorlemmer
Bei Rückfragen stehen Ihnen Herr PD Dr. med. Ferdinand Hugo (77001 180) sowie Frau Dr. med. Anja Kleiber-Imbeck (77001 194) gern zur Verfügung.