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Betreuung von Patienten mit Kinderwunsch

Eigene Kinder zu haben, ist für die meisten Menschen ein tiefes Bedürfnis. Trotzdem entstehen mehr als 40% der Schwangerschaften ohne bewusste Planung (Helfferich, Sozialwissenschaftl. Frauenforschunginstitut Freiburg).

Es ist deshalb eine wichtige Aufgabe des betreuenden Arztes, Frauen im fertilen Alter auf ihren Kinderwunsch aktiv anzusprechen. Die Diagnostikinformation macht es sich zur Aufgabe, Grundzüge in der Betreuung dieser Patientengruppe zusammen zu fassen. Sie entstand in Zusammenarbeit mit den beiden Kolleginnen Frau Dr. med. Susanne Baumgarten und Frau Dipl.-Med. Beate Ristau, Fachärztinnen für Frauenheilkunde. Beide Kolleginnen, die über eine langjährige gynäkologisch-endokrinologische Erfahrung verfügen, unterstützen uns seit dem 1. Juli in der klinischen Beurteilung dieser Befunde.

Die Paare sollten darauf hingewiesen werden, ihre Familienplanung rechtzeitig, d.h. möglichst ein halbes Jahr vor Beendigung der Kontrazeption mit dem Arzt zu besprechen. Dabei sind insbesondere zu beachten:

Impf- und Infektionsprophylaxe

Der Impfstatus (insbesondere Röteln, Varizellen, Pertussis und Masern) muss geprüft und gegebenenfalls vervollständigt werden. Dies sollte nicht nur bei der prospektiven Schwangeren sondern auch beim zukünftigen Vater, den Großeltern und allen Kontaktpersonen des Neugeborenen erfolgen. Bei unter 25-Jährigen ist ein Chlamydien-Screening als Kassenleistung durchzuführen.

Prophylaxe

Mit einer Folsäure-Substitution (400 – 800 µg/Tag) sollte ein Vierteljahr, spätestens aber 4 Wochen vor dem Kinderwunsch begonnen werden.

Lifestyle

Im Falle des Rauchens ist dringend auf eine Beendigung hinzuweisen. Bei Übergewichtigen und Adipösen sollte durch gesunde Ernährung und Sport eine Stoffwechselumstellung erreicht werden. (intrauterine Prägung).

Beratung

Eine Beratung zum Konzeptionsoptimum ist oft hilfreich. Unterstützende Informationen gibt dem Paar die Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.bzga.de) "Ein kleines Wunder": Die Fortpflanzung bei Mann und Frau (Best.-Nr. deutsch 13621001, türkisch 13621061). Wegen der allgemein hohen Erwartungshaltung der Paare sollten die normalen Schwangerschaftschancen (25% pro Zyklus, 80% pro Jahr) im Alter höchster Fruchtbarkeit mit ca. 22 Jahren bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr besprochen werden.

Vorerkrankungen (allgemein)

Bestehende Vorerkrankungen bzw. deren medikamentöse Therapie sollten im Hinblick auf die Schwangerschaft bedacht, gegebenenfalls die Patientin an einen Fachkollegen bezüglich Umstellung und Mitbetreuung verwiesen werden. Wertvolle Informationen findet man auf der Webseite der Embryotoxikologie in Berlin www.embryotox.de.

Dies betrifft z.B. Frauen mit

  • Hypertonus (Sartan- und ACE-Hemmer- Kontraindikation)
  • Diabetes (Optimierung der Stoffwechselein- stellung, Insulinisierung)
  • Epilepsie (Monotherapie, regelmäßige Bestimmung des Wirkspiegels des  Antiepileptikums im Blut)

Die Patientin sollte informiert werden, eine bestehende Medikation keinesfalls selbständig und unkritisch abzusetzen.

Vorerkrankungen (gynäkologisch)

Bestehen Krankheitsbilder (z. B. bekannte Zyklusstörungen, Zustand nach Unterleibsinfektionen, bekannte Endometriose), die die Fertilität beeinträchtigen können, sollte spätestens mit Beendigung der hormonellen Kontrazeption eine Abklärung beim entsprechend spezialisierten Fachkollegen erfolgen.
Falls nach Beendigung der Kontrazeption Störungen (z.B. Oligo- oder Polymenorrhoe, Zwischenblutungen, Hypermenorrhoe, Dysmenorrhoe) auftreten, ist eine umgehende gynäkologische Diagnostik anzuraten.

Vorerkrankungen (uro-andrologisch)

Bei Zustand nach Genitalerkrankungen beim Mann (Varikocele, Zustand nach Infektionen...) kann frühzeitig mit Hilfe des Spermiogramms die reproduktive Leistung des Hodens untersucht werden. Die Hormondiagnostik gibt zusätzliche Hinweise auf Störungen im Regelkreis. Im Institut für Medizinische Diagnostik kann regelmäßig die Patientenvorstellung zur Anamnese, sowie der Gewinnung und Untersuchung des Ejakulats erfolgen. Termininformationen erhalten Sie unter 030-770010.

Tritt die gewünschte Schwangerschaft nicht binnen eines Jahres ein, ist eine medizinische Abklärung des unerfüllten Kinderwunsches (Sterilität) und dessen Behandlung indiziert. In einer Fortführung dieser Diagnostikinformationsreihe soll dann auf diese Frage eingegangen werden.

Bei Rückfragen erreichen Sie uns über die bekannte Servicetelefonnummer oder über die dafür neu eingerichtete e-mail Adresse endokrinologie@imd-berlin.de.

Dr. med. Susanne Baumgarten
Dipl.-Med. Beate Ristau
Dr. med. Frank-Peter Schmidt