Schimmelpilze werden häufig verdächtigt, klinische Beschwerden auszulösen. Neben direkter Infektion und Intoxikation durch Mykotoxine können Schimmelpilze auch durch das Hervorrufen allergischer Reaktionen (allergische Rhinitis, allergische bronchopulmonale Aspergillose, Sinsusitis, hypersensitive Pneumonitis) gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen. Schimmelpilze sind im Lebensumfeld weit verbreitet, und eine gewisse Exposition ist kaum zu vermeiden. Prinzipiell erfolgt bei entsprechendem Verdacht zunächst der Ausschluss einer Infektion und einer Schimmelpilzallergie. Die Diagnose der weiteren möglichen Erkrankungen (z.B. Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS), Mucous Membrane Irritation (MMI)) erfolgt im Anschluss als Differentialdiagnose.
Schimmelpilzallergien äußern sich in erster Linie durch Asthma, allergische Rhinokonjunktivitis und Urtikaria, werden jedoch auch mit weiteren Mastzell-assoziierten, oft unspezifischen Krankheitssymptomen assoziiert. Auch als Kontaminant auf Lebensmitteln können Schimmelpilze zu Beschwerden des Magen-Darmtraktes und zu systemischen Histamin-assoziierten Symptomen bis hin zu Anaphylaxien führen. Diagnostisch ist bei entsprechendem Verdacht der Prick-Test oder die Bestimmung von spez. IgE im Serum empfohlen.
In unserem IgE-Schimmelpilz-Profil haben wir die Pilze zusammengefasst, die am häufigsten mit einer Inhalationsallergie assoziiert werden (Abbildung 1). Eine Übersicht der Eigenschaften verschiedener Schimmelpilze finden Sie in unserer separaten Schimmelpilzliste.
Abb. 1 Musterbefund des Schimmelpilzprofils eines Patienten mit Verdacht auf allergisches Asthma
Für den Fall, dass der verdächtigte Schimmelpilz nicht zur IgE-Bestimmung zur Verfügung steht oder unbekannt ist, besteht auch die Möglichkeit, an den entsprechenden Orten häufigen Aufenthalts (Arbeitsplatz, Schlafzimmer) die Schimmelpilze auf speziellen Agarplatten anzuzüchten und eine Sensibilisierung auf dieses aus dem Patientenumfeld gewonnene Extrakt mittels Basophilen DegranulationsTest nachzuweisen (Abbildung 2).
Abb. 2 Nachweis einer Sensibilisierung auf Schimmelpilze mittels Basophilenaktivierungstest
Durch eine inhalativ erworbene Besiedelung der Lunge mit Pilzsporen kann es zu einer allergischen Bronchopulmonalen Mykose kommen, in den meisten Fällen geschieht das durch die Besiedelung mit Aspergillus fumigatus. Aber auch eine Besiedlung mit anderen Pilzen wurde bereits beschrieben.
Eine Allergische Bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) lässt sich mit 100 %-iger Spezifität und relativ hoher Sensitivität (> 64 %) durch den Nachweis von spez. IgE-Antikörpern gegenüber den Aspergillus Antigenen Asp f2, Asp f4 und Asp f6 bei gleichzeitig sehr hohen gesamt-IgE (>1000 kU/l) diagnostizieren. Auch IgG-Antikörper gegenüber Aspergillus fumigatus sind häufig stark erhöht nachweisbar (Tabelle 1).
Tab. 1 Diagnosekriterien der Allergischen Bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA), modifiziert nach aktueller AWMF-Leitlinie1
Labormarker | Klinische Marker |
---|---|
Spezifische IgG (Aspergillus spp.) | (Rezidivierendes) Asthma |
Spezifische IgE (Aspergillus spp.) | (Rezidivierende) passagere Lungeninfiltrate |
Spezifische IgE (Komponenten Asp f4 und/oder Asp f6) | Kutane Sofortreaktion auf Aspergillus spp. |
Geamt IgE > 1000 kU/l (oder erhöht) | (Zentrale Bronchiektasen) |
(Blut-Eosinphilie, ggt. Sputum Eosinophile) |
Bei der Exogen allergischen Alveolitis (EAA) handelt es sich um eine gemischte Allergie vom Typ III und Typ IV, die mit der Entwicklung von präzipitierenden Antikörpern einhergeht. Mit 4 Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr ist die EAA eher eine seltene, vor allem berufsbedingte Erkrankung, bei der jedoch Schimmelpilze eine bedeutende Rolle spielen (Tabelle 2).
Tab. 2 Mögliche Ursachen einer EAA1
Erkrankung | Bioaerosol |
---|---|
Farmerlunge | Thermophile Aktinomyceten, Aspergillus sp. |
Vogelhalterlunge | Aspergillus spp. , Proteine und Enzyme aus Vogelkot, -federn |
Befeuchterlunge | Thermophile Aktinomyceten, Aspergillus sp., Alternaria sp., Penicillium sp., Aureobasidium pullulans, Sphaeropsidales. Amöben |
Pilzarbeiterlunge | Speisepilzsporen, thermophile Aktinomyceten, Aspergillus fumigatus und andere Pilz- und Bakteriensporen im Pilzkompost |
Käsewäscherlunge | Penicillium casei, Penicillium frequentans, Käsemilben |
Wasserdampflunge | thermophile Aktinomyceten, Aureobasidium pullulans, Amöben (Sauna, Dampfbügeleisen und Jacuzzi) |
Holzarbeiterlunge | Alternaria, Mucor, Penicillium, Rhizopus, Paecilomyces, Thermoactinomyces, Aspergillus fumigatus |
Obstbauernlunge | Penicillium chrysogenum (notatum), Botrytis cinerea, Aspergillus fumigatus |
Winzerlunge | Botrytis cinerea |
Tomatenzüchterlunge | Penicillium brevicompactum |
Hausstaubalveolitis | Aspergillus sp., Penicillium sp., Aureobasidium pullulans, thermophile Aktinomyceten |
Diagnostisch abzugrenzen ist die seltene EAA von dem wesentlich häufigeren Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS), dessen Symptome einer EAA häufig ähnlich sein können (Asthma, Pneumonitis, Fieber). Ein wichtiges diagnostisches Kriterium einer EAA ist der Nachweis spez. IgG-Antikörper2 (Tabelle 3). Das Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) wird durch eine (häufig berufsbedingte) Exposition gegenüber hohen Konzentrationen von Bioaerosolen ausgelöst.
Tab. 3 Diagnostische Unterschiede zwischen EAA und ODTS1
Merkmale | Exogen allergische Alveolitis (EAA) | Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) |
---|---|---|
Exposition | Verschiedene Allergene | Endotoxine (hohe Exposition) |
Latenz | 4 – 8 Std. | 4 – 12 Std. |
Auskultation | Endexspiratorisches Rasselgeräusch bds. basal | Normal, ggf. Rasselgeräusch |
Lungenfunktion | Restriktion (selten Obstruktion, DLCO erniedrigt) | Normal (evtl. Restriktion) |
Spez. Antikörper | Oft spezifisches IgG | Meist negativ |
Auch wenn es zu diesem Allergietyp im Zusammenhang mit Schimmelpilzen bisher keine nennenswerten klinischen Studien gibt, wird doch deutlich, dass Schimmelpilz-spezifische T-Lymphozyten insbesondere bei Lungenerkrankungen kausal beteiligt sind.3
Wir beobachten im Lymphozytentransformationstest nicht selten Effektorzellantworten gegen einzelne Schimmelpilze, wobei Aspergillus fumigatus, Penicillium chrysogenum und Stachybotris atra am häufigsten auffällig sind. Es ist davon auszugehen, dass diese spezifischen Lymphozyten bei Kontakt mit Sporen oder Myzelanteilen der Schimmelpilze in den Schleimhäuten der Atmungsorgane, aber auch des Darmes aktiviert werden und zu lokalen und möglicherweise systemischen Entzündungsprozessen beitragen.
Mehr Informationen zu dieser Diagnostik können Sie Diagnostikinformation 189 entnehmen.
Zu den nicht-allergischen Schimmelpilzerkrankungen gehören das bereits erwähnte Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) sowie die Mucous Membrane Irritation (MMI), eine Schleimhautreizung, die vermutlich durch Mykotoxine, aber auch Glucane (Zellwandbestandteile der Schimmelpilze) und bakterielle Endotoxine diskutiert. Auch ein erhöhtes Risiko für häufige Atemwegsinfekte (z. B. Bronchitis) wird bei massiver Schimmelpilzexposition beschrieben. Diagnostisch ist in diesem Zusammenhang ebenfalls eine Allergie auszuschließen.
Bestimmung von spez. IgE und IgG: 10 ml Vollblut zur Serumgewinnung (ausreichend für mindestens 20 Allergene)
BAT: 2 ml Heparin- oder EDTA-Blut je Allergen
Ein Probeneingang im Labor innerhalb von 24 Stunden (24h) muss gewährleistet sein. Das Blut sollte bei Raumtemperatur gelagert und transportiert werden.
Innerhalb der Berliner Stadtgrenzen bieten wir Ihnen unseren Fahrdienst an (+49 (0)30 7701-250), für überregionale Abholungen kontaktieren Sie bitte den kostenfreien Kurierservice unter +49 (0)30 77001-450.
Eine Abrechnung ist bei gegebener Indikation im kassenund privatärztlichen Bereich gegeben.
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