Untersuchungsmaterial aus dem tiefen Respirationstrakt für mikrobiologische Untersuchungen

Sputum, Tracheal-, Bronchialsekret (TRS, BRS), Bronchoalveoläre Lavage (BAL)

Allgemeine Hinweise

Indikationen

  • ambulant erworbene, schwere Pneumonie

  • beginnende Pneumonie mit eitrigem Auswurf und zusätzlichen Risikofaktoren (z. B. > 65. Lebensjahr, Diabetes mellitus)

  • nosokomiale Pneumonie

  • persistierende Lungeninfiltrate

  • Pneumonie bei immunsupprimierten Patienten

  • Therapieversagen

  • häufige Schübe akuter Bronchitiden mit eitrigem Auswurf und bei fortgeschrittener chronischer Bronchitis

Entnahme-/Transportsystem

  • sterile Röhrchen (»Sputumröhrchen«)

Untersuchungsauftrag

  • allgemeiner Untersuchungsauftrag: »Erreger und Resistenz« (»E+R«)

  • spezieller Untersuchungsauftrag: Mykobakterien, Mycoplasma pneumoniae (PCR), Legionella pneumophila (für zeitnahe Diagnostik ist Antigen-Nachweis im Urin besser geeignet), Pilze, Anaerobier (nur BAL), Nocardien, Pneumocystis jirovecii (PCR)

Sonstiges

  • Bei der Gewinnung von Sputum (Expektorat) wird das Sekret zwangsläufig mit Mund-Rachenflora kontaminiert.
    Diagnostisch überlegen sind deshalb Tracheal-, Bronchialsekrete und die bronchoalveoläre Lavage (BAL).

  • Sekrete aus dem Respirationstrakt können in der Regel nicht durch Transportsysteme geschützt werden, so dass eine Überwucherung und Hemmung durch Normalflorakeime und das Absterben empfindlicher Erreger (z. B. Streptococcus pneumoniae, H. influenzae) möglich ist; deshalb möglichst kurze Lagerungs- und Transportzeiten.

  • Eine einzige Sputumprobe von guter Qualität ist zur Diagnostik bakterieller Pneumonien ausreichend. Mehrere Sputumproben sind notwendig bei Tuberkulose (große Mengen), Legionellen- oder Pilzpneumonien. 24-h-Sammelsputum ist obsolet.

  • Bei Verdacht auf Pneumonie sollten auch Blutkulturen angelegt werden.

Materialgewinnung

Gewinnung von Sputum

  • Am besten geeignet ist Morgensputum.

  • Mund mit klarem Leitungswasser ausspülen. Kein Mundwasser verwenden!

  • Mund mehrmals gründlich mit Wasser (ohne antiseptische Zusätze) spülen. Bei Tuberkulosediagnostik keine Spülung mit Leitungswasser.

  • Deckel des Sputumbehälters entfernen, Auffanggefäß nur von außen anfassen!

  • mehrmals tief ein- und ausatmen, nach jedem Einatmen Atem für ca. 3 – 5 s anhalten

  • erneut tief einatmen und Sputum in den Behälter abhusten

  • Tuberkulosediagnostik: 2–3 mal Abhusten wiederholen (möglichst große Probenmenge)

  • Sputumbehälter mit dem Deckel verschließen

  • wenn möglich, nur makroskopisch eitriges Sputum einsenden (Ausnahme: z. B. Immunsuppression, Verdacht auf Legionellen)

Gewinnung von induziertem Sputum (bei ungenügender Expektoration)

  • Inhalation von ca. 25 ml steriler, hyperosmolarer Kochsalzlösung (3 %) mittels Ultraschallvernebler (Anregung der Sekretion in den Atemwegen)

Gewinnung von Lavagematerial

  • BAL (Bronchoalveoläre Lavage): Instillation von isotoner Kochsalzlösung ins Bronchuslumen über ein Bronchoskop, anschließende Aspiration der Flüssigkeit: Wichtig: instillierte und zurückgewonnene Flüssigkeitsmenge muss dem Labor mitgeteilt werden!

  • Geschützte Bronchialbürste: kontaminationsarme Probengewinnung aus dem Bereich der unteren Atemwege mittels Bronchialbürste.

Zwischenlagerung

Die Untersuchungsproben sollten schnell ins Labor transportiert und bis zur Abholung durch den Kurierfahrer im Kühlschrank aufbewahrt werden.