Die Gewinnung von Mittelstrahlurin gilt als Methode der Wahl für mikrobiologische Untersuchungen, jedoch ist unbedingt auf eine sachgemäße Entnahmetechnik zu achten; Kontaminationen durch Urethral- und/oder Umgebungsflora sind zu vermeiden.
Durch eine suprapubische Gewinnung (Aspiration) von Blasenurin ist eine Kontamination der Probe nahezu ausgeschlossen.
Eine Katheterisierung zur Uringewinnung sollte nicht routinemäßig erfolgen (unangenehm für Patienten, Gefahr der Keimeinschleppung in die Blase und Traumatisierung der Urethra).
Untersuchungsauftrag
allgemeiner Untersuchungsauftrag: »Erreger und Resistenz« (»E+R«)
spezieller Untersuchungsauftrag: Pilze, Mykobakterien, Legionella pneumophila-Ag-Nachweis, Anaerobier nur bei Blasenpunktionsharn sinnvoll
Aufklärung der Patienten über die Entnahmetechnik
Morgenurin oder Urin nach einem Miktionsintervall von mindestens 3 Std. auffangen
Einmalplastikklebebeutel bei Säuglingen:
nur als orientierende Untersuchung, Beutel häufig wechseln (alle 30 min.)
gründliche Reinigung des Perineums notwendig
Absicherung der Erregernachweise durch Kontrolluntersuchungen (besser Blasenpunktion)
sorgfältiges Waschen der Hände
sorgfältige Reinigung der äußeren Genitalien:
spreizen der Schamlippen (Labien) mit einer Hand (Labien geöffnet halten, bis die Uringewinnung
abgeschlossen ist)
äußeren Geschlechtsbereich (Umgebung der Urethramündung) dreimal mit einem in Wasser getränkten Tupfer von vorn nach hinten abwischen (jeweils neuen Tupfer verwenden), mit weiterem Tupfer trocken tupfen
einen sauberen Tupfer in den Scheideneingang einlegen, um Kontamination durch Vaginalsekret zu vermeiden
Vorhaut vollständig zurückziehen (bis die Uringewinnung abgeschlossen ist)
Glans penis mit einem Tupfer und Wasser reinigen
mit einem zweiten Tupfer trocknen
Harnstrahl ca. 3 Sekunden ins WC-Becken laufen lassen, Harnstrahl nicht unterbrechen
dann ca. 10-20 ml Urin im Becher auffangen (Becherinnenrand nicht durch Hände oder Kleidung verunreinigen)
letzte Urin-Portion wieder ins WC-Becken laufen lassen
Urin aus dem Becher in das Transportgefäß , d. h. in die Urinmonovette aufziehen.
bitte schicken Sie uns keine Urinbecher! Entnahmehinweise können Sie gern bei uns anfordern
Durch suprapubische Aspiration von Blasenurin ist eine Kontamination der Probe nahezu ausgeschlossen. Bei Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und nicht kooperationsfähigen Patienten ist diese Probengewinnung als Methode der Wahl anzusehen.
Mittelstrahlurin nicht einwandfrei gewinnbar
unklarer mikrobiologischer Befund (besonders bei Mischkulturen)
fragliche Harnwegsinfektionen bei Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern, nicht kooperationsfähigen Patienten
unklare Leukozyturie
häufig wechselnde mikrobiologische Befunde
Patienten mit Prostataerkrankungen
Voraussetzung ist eine gefüllte Harnblase
unter sonografischer Lokalisation und Kontrolle kann die Punktion problemlos durchgeführt werden
nach sorgfältiger Desinfektion der Haut wird die Harnblase 1-2 Querfinger oberhalb der Symphyse punktiert
(Nähere Ausführungen zu den Hygienemaßnahmen finden sich im Bundesgesundheitsblatt 2011. 54: 1135 - 1144 Anforderungen an die Hygiene bei Punktionen und Injektionen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention Robert-Koch-Institut)
Die Katheterisierung zur Uringewinnung sollte nur dann angewendet werden, wenn eine einwandfreie Gewinnung von Mittelstrahlurin nicht möglich ist und eine Blasenpunktion nicht in Betracht kommt.
Mittelstrahlurin nicht einwandfrei gewinnbar
unklarer mikrobiologischer Befund bei Mittelstrahlurin
unklare Leukozyturie
Entnahme des Urins über einen in die Harnblase frisch eingelegten Katheter durch geschultes Personal
die erste Probe wird analog zum Mittelstrahl verworfen, die mittlere bzw. späte Probe steril aufgefangen
Die Uringewinnung erfolgt durch Punktion der bei den meisten handelsüblichen geschlossenen Ableitungssystemen bereits für die Punktion vorgesehenen Einstichstelle, die zuvor mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel desinfiziert wurde.